Mehr als 4 Jahre im Dauerbetrieb – Kingston SSDNow 300 mit 60 GB

Vor einigen Jahren haben wir ein System mit einigen Kingston SSDNow 300 60 GB in Betrieb genommen. Seitdem sind die SSD’s ungefähr 42.312 Stunden oder etwas mehr als 4 Jahren und 10 Monate in Betrieb gewesen. Teils wurden einfach Daten auf den SSD’s abgelegt, teils wurden diese aber auch als Speicher für Virtuelle Maschinen genutzt oder es wurden Daten auf die SSD gespiegelt.

Da man immer wieder hört, das SSD ja schnell kaputt gehen und diese nicht unbedingt für jede Anwendung geeignet sind, haben wir uns einfach mal 2 SSD’s aus dem Bulk gegriffen und uns die Werte der SSD’s näher angeschaut.

Rein optisch ist mit den Kingston SSDNow 300 60 GB natürlich nicht viel passiert. Etwas feiner Staub, aber das war es dann auch gleich schon. Wir müssen also irgendwie auf Basis von Software schauen, wie es den SSD’s nach nun mehr als 42.312 Stunden im Dauerbetrieb so geht. Um den Zustand der SSD’s zu überprüfen, haben wir uns für CrystalDiskInfo entschieden – eine sehr einfaches Toll, um mal fix mehr über eine HDD oder eine SSD zu erfahren.

Wie man gut sehen kann mussten die SSD’s einiges an Daten lesen (8842 GB und 7560 GB), für eine 60 GB SSD ist das schon eine Menge. Immerhin wurde gut 126 mal komplett ausgelesen. Geschrieben wurde natürlich auch auf die SSD’s, wobei eine der beiden SSD’s nur 2030 GB schreiben musste, wohingegen die andere auf gut 6461 GB kommt. Sodass eine der Beiden etwas mehr als 107 mal in dieser Zeit, komplett beschrieben worden ist. Zumindest in der einfachen Theorie 😉

Wer jetzt mal die Werte von CrystalDiskInfo anschaut wird sicher feststellen, das die SSD’s etwa 319 mal „Eingeschaltet“ wurden. Unser Meinung nach, sollte dieser Wert deutlich kleiner als 50 sein. Es wurde schon einiges am System geschraubt, erweitert, gemacht und getan -> aber die 319 „Starts“ sind merkwürdig.

Viel interessanter ist unserer Meinung nach, das eine SSD noch einen Zustand von 94 % und die andere nur noch einen Zustand von 81 % aufweist. Nun könnte man meinen, das dies daran liegt das die eine ja viel mehr als die andere geschrieben hat. Aber das kann man so pauschal einfach nicht sagen, da es immer die Frage ist: Wie oft, werden die Sektoren erneut beschrieben.

Denn genau dieses löschen der Daten und wieder beschreiben ist oft der kritische Punkt bei einer SSD. Wir haben daher bei einer weiteren SSD aus dem Bulk nachgeschaut. Ergebnis ist, das die dritte SSD folgende Daten hat:

  • Gelesen: 2286 GB
  • Geschrieben: 7313 GB
  • Zustand: 85 %

Die dritte SSD (Kingston SSDNow 300 60 GB) ist hier quasi das Gegenstück zu einer der anderen. Viel geschrieben, aber wenig gelesen. Man kann daher an dieser Stelle sicher sagen, das reines oder viel lesen für eine SSD kaum schädlich ist. Was diese Speicher scheinbar nicht so gern mögen ist das ständige löschen und neu schreiben von Daten. Eine Kombination von beidem kann gut bei der SSD mit einem Zustand von 81 % gesehen werden.

Was sagt das nun?

Diese Daten lassen grundsätzlich immer etwas Platz für Interpretationen. Fakt ist jedoch, das die SSD’s durch das häufige lesen und insbesondere durch das schreiben altern. Grund dafür ist, die bei den Kingston SSDNow 300 60 GB verbaute MLC Technologie. Neben der MLC Technologie gibt es jedoch noch weitere Bauarten bei den SSD’s. Sehr gängig sind beispielsweise :

  • Single Level Cell (SLC)
  • Triple Level Cell (TLC)
  • Multi-Level Cell (MLC)

Im Grunde gehören TLC und MLC irgendwie schon in eine Kategorie, da hier mehr als zwei Zustände pro Zelle gespeichert werden. Dies wird erreicht, in dem beim Schreiben und Lesen von der Zelle zwischen unterschiedlichen Ladungsniveaus unterschieden wird. So hat man technisch die Möglichkeit mehr als zwei Zustände (0 und 1) in einer Zelle zu speichern.

Hier gilt es natürlich zu beachten, das man so was nicht unendlich oft mit einer Zelle machen kann. Sicherlich gibt hierbei auch Toleranzen – aber irgendwann ist einfach die Verschleißgrenze erreicht, sodass die Zelle nicht mehr genutzt werden kann. Der Kontroller in der SSD merkt dies automatisch und nutzt diese Zelle bzw. den Zellenverbund dann nicht mehr. Ein Grund warum SSDs mit der Zeit altern.

Schenken wir nun den Daten von CrystalDiskInfo etwas Gehör. Dann können wir anhand des Zustandes ungefähr auf den Verschleiß der SSD schließen und damit auch in etwa abschätzen, was diese noch an TB schreiben kann bis die Ermüdungsgrenze erreicht wird. Wobei man mit solchen Aussagen immer vorsichtig sein muss. Niemand kann mal eben in die SSD schauen und den genauen technischen Zustand einschätzen, sodass es immer mal zu einem Defekt kommen kann. Daher sollte man sich grundsätzlich mit Backups gegen Datenverlust schützen.

Deutlich wird dies, wenn wir uns jetzt hier mal zwei andere SSD’s ansehen. Hier sieht man nun Daten von zwei SSDs ,die zwar bei weitem noch nicht soviele Stunden auf dem Buckel haben, zum Teil aber bereits ein vielfaches an Daten schreiben und lesen mussten. Dabei ist besonders bemerkenswert, das der Zustand dieser SSDs auf 100 % steht. Kann das wirklich sein?!

Ob man sich auf diese Angabe immer 100 % verlassen kann, ist  teils eher fraglich. Wobei man diese Werte unserer Meinung nach schon gut zur Orientierung nutzen kann. Einige SSD haben mehr Speicher, sodass der Verschleiß der Zellen für den Nutzer lange Zeit unbemerkt bleibt. Viel wichtiger ist unserer Meinung nach die Angabe zu den Schreib- und Lesevorgängen. Da man mit Hilfe von diesen Werten und dem TBW – Wert auf Zeit bis zum Erreichen der Ermüdungsgrenze schließen kann.

Insbesondere bei GPU-Minern ist der Verlust einer SSD in der Regel aber halb so wild, sollte aber dennoch nicht im Nutzungszeitraum vorkommen. Wenn doch, dann wird das Mining OS eben neu aufgespielt und fertig. Wer wichtige Daten auf seinen Speichern hat, der muss jedoch auf regelmäßige oder ständige Backups achten.

Klar kann man viele Jahre Glück haben, aber so manch einer hat schon Pferde Kotzen sehen.

Technische Daten – Kingston SSDNow 300 mit 60 GB

Interessant wird es nun jedoch, wenn man sich die technischen Daten einer SSD anschaut. Dabei ist besonders der TBW (Total Bytes Written) Wert sehr wichtig. Dieser gibt an, wie viele Daten / Bytes auf die SSD geschrieben werden könne, bis der Speicher seine Ermüdungsgrenze erreicht. In unserem Fall mit der Kingston SSDNow 300 mit 60 GB haben wir leider keine Daten mehr finden können.

Jedoch gibt es in einem Dokument von Kingston noch die Daten des TBW Wertes zur 120 GB, 240 GB und der 480 GB Variante:

  • 120 GB: 64 TB (TBW)
  • 240 GB: 128 TB (TBW)
  • 480 GB:256 TB (TBW)

Rein von der Theorie sollte die 60 GB Variante daher einen Wert von 32 TB (TBW) haben. Auf legitreviews.com haben wir die TBW Angabe zur 60 GB Variante auch noch gefunden, sodass unsere Vermutung mit den 32 TB (TBW) bestätigt wurde. Die Kingston SSDNow 300 mit 60 GB kann also etwa 32 TB schreiben, bis diese ihre Ermüdungsgrenze erreicht hat.

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Wagen wir jetzt einfach mal eine kleine Rechnung:

CrystalDiskInfo gibt uns für eine der SSDs einen Zustand von 81 Prozent aus. Diese SSD hat bisher etwa 6461 GB (6,4161 TB) geschrieben. Da wir wissen, das der Hersteller die Ermüdungsgrenze bei etwa 32 TBW sieht, haben wir nun alle Daten die wir brauchen.

  • 100 / 32 = 3,125

Jetzt wissen wir, das 1 TBW etwa 3,125 Prozent der Ermüdungsgrenze  entsprechen.

  • 3,125 x 6,461 = 20,19 %

Laut Rechnung haben wir daher bei der SSD bereits eine Belastung von 20,19 % erreicht. CrystalDiskInfo geht von 19 % aus. Gehen wir nun von einer kleinen Toleranz aus, dann scheint der Wert prima zu passen und die SSD hat noch ca. 80 % (25,53 TB) bis zum Erreichen der Ermüdungsgrenze. Um zu schauen ob diese Rechnung „Zufall“ ist, haben wir diese nochmal für die SSD mit einem Zustand von 94 % wiederholt.

  • 100 / 32 = 3,125
  • 3,125 x 2,030 = 6,34375 %

Die Rechnung lässt sich daher auch auf die anderen SSDs übertragen und ist ein guter Indikator dafür, was man diesen SSDs noch abverlangen kann. Theoretisch hätte man diese daher im System belassen können – letztendlich wurden die SSDs jedoch aus dem System entnommen, da die Kingston SSDNow 300 mit 60 GB nicht mehr den Anforderungen entsprachen.

Wer also den Zustand seiner SSD genauer wissen möchte, der sollte sich diesen über die TBW – Werte selbst ausrechnen.

Fazit

Zusammenfassend kann man sagen das SSDs naturgemäß einer gewissen Alterung unterliegen. Die Alterung selbst hängt sehr von der Nutzung der SSD ab. Im „normalen“ Office-Betrieb wird man eine SSD so wohl kaum an ihre Belastungsgrenze führen. Fälle bei denen die SSD eine „defekt“ aus technischen Gründen erleidet, hier mal ausgenommen.

Es ist daher – unserer Meinung nach – kein Problem auch normale Prosumer SSD im Server oder im GPU-Miner zu verbauen. Die SSD altern zwar, aber bei beiden Systemen sollte die SSD das System eigentlich mehr als deutlich überstehen. Letztendlich hängt es sehr von der Anwendung und den Ansprüchen ab, ob und wenn ja welche SSD sich eignet oder eben nicht.

Veröffentlicht am: 26.03.2018