Was passiert bei einem Hard Fork – Die Blockchain kann nicht einfach verändert werden

Kryptowährungen werden dezentral verwaltet und oft als fälschungssicher bezeichnet. Dies liegt daran, dass Transaktionen zunächst von der Mehrheit der Teilnehmer akzeptiert werden müssen, bevor sie für gültig erklärt werden. Während es bei zentral verwalteten Fiatwährungen möglich ist, dass eine Einzelperson oder eine kleine Gruppe von Personen Informationen verändert und so neues Geld erschafft (fälscht) oder unberechtigte Transaktionen durchführen kann, wird hierfür bei Kryptowährungen mehr als 50 % der Gesamtrechenleistung des Netzwerks benötigt.

Eine Veränderung kann somit nur durchgeführt werden, wenn sie von der Mehrheit des Netzwerks mitgetragen wird. In diesem Fall wird ein neues Protokoll akzeptiert, während neue Transaktionen nach dem alten Protokoll nicht bestätigt werden.

Wer kann einen Hard Fork veranlassen?

Bei einem Hard Fork werden zwei unterschiedliche Versionen der Blockchain erschaffen. Gültig ist letztendlich nur die Version, welche sich bei den Minern durchsetzen kann. Damit ein Hardfork erfolgreich ist, muss er von mehr als der Hälfte des Netzwerks mitgetragen werden. Veranlasst wird ein Hard Fork in den meisten Fällen von den Entwicklern einer Kryptowährung, welche ein neues Protokoll implementieren und ihren Coin dadurch verbessern möchten. So ist es auch nachträglich möglich, Kryptowährungen zu optimieren oder an veränderte Anforderungen anzupassen.

Damit ein Fork erfolgreich durchgeführt werden kann, benötigen die Initiatoren aber die Zustimmung der User, denn nur wenn die Veränderung mehrheitlich akzeptiert wird, kann sich das neue Protokoll auch durchsetzen. Ein Alleingang der Entwickler ist somit nicht möglich. Sie müssen ihre Idee der Community vorstellen und diese davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, sich am Hard Fork zu beteiligen. Hierfür wird dann in der Regel ein Zeitpunkt festgelegt, vom welchem an eine neue Software verwendet wird.

Kleinere Spaltungen der Blockchain erfolgen laufend

Eine Spaltung der Blockchain ist nicht ungewöhnlich. Kleinere Spaltungen erfolgen laufend, indem ungültige Blöcke errechnet werden. Werden diese von einzelnen Teilnehmern fälschlicherweise akzeptiert, so entstehen kleine „Seitenäste“ der echten Blockchain. Da die Transaktionen aber von allen Teilnehmern geprüft werden, werden diese Äste schnell als nicht gültig angesehen, so dass diese kleinen Spaltungen keine Auswirkungen auf die Funktionalität des gesamten Netzwerkes haben.

Aus diesem Grund sind oft auch mehrere Bestätigungen durch unabhängige Teilnehmer nötig, bevor eine Transaktion mit Kryptowährungen endgültig akzeptiert wird. Beim Bitcoin gelten beispielsweise sechs Bestätigungen als praktisch fälschungssicher.

Soft Fork: Dies sind die Unterschiede zum Hard Fork

Im Gegensatz zum Hard Fork ist ein Soft Fork abwärtskompatibel. Eine neue Software kann implementiert werden, ohne dass diese von den Nutzern mit älterer Software abgelehnt wird. Umgekehrt wird von den Usern mit neuerer Software jedoch ausschließlich auf das eigene Verfahren gesetzt.

Dadurch muss die neue Version nicht von Beginn an die Mehrheit hinter sich haben. Sie kann parallel zur alten Software verwendet werden und setzt sich dann durch, wenn sie von der Mehrheit verwendet wird. Von da an werden nur noch die von der neuen Software errechneten Blöcke akzeptiert.

Durch einen Hard Fork kommt es zu mehreren Versionen der Blockchain

Wäre sich das gesamte Netzwerk einig und würde zeitgleich die neue Software verwenden, würde es nicht zu einer Spaltung der Blockchain kommen. Da dies aber eigentlich nur hypothetisch vorkommt, tritt in der Regel ein anderer Fall ein:

Durch die Implementierung neuer Software kommt es zu zwei verschiedenen Versionen der Blockchain, welche nicht miteinander kompatibel sind. Dadurch entstehen quasi aus einer Kryptowährung zwei Währungen, wobei die eine Währung das ursprüngliche Protokoll verwendet, während die neue Währung mit der neuen Software arbeitet.

Ob sich auch dauerhaft zwei Währungen halten, hängt davon ab, ob genügend User hinter dem jeweiligen Coin stehen. Der Wert von Kryptowährungen wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Besteht nach einer Version der Blockchain keine Nachfrage, so hat die zugehörige Kryptowährung auch keinen Wert. Gelegentlich kommt es aber dazu, dass sich aus einer Kryptowährung zwei dauerhaft beständige Währungen entwickeln. Die ist beispielsweise bei Ethereum und Ethereum Classic oder auch bei Bitcoin und Bitcoin Cash der Fall.

Video: Was ist ein Hard Fork?

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Videoquelle: YouTube / Simply Explained – Savjee

Die Entstehung von Bitcoin Cash: Einer der bekanntesten Hard Forks

Ziel der Entwickler von Bitcoin Cash war es, auf Basis des Bitcoins eine alltagstauglichere Kryptowährung zu schaffen. Da die Blockgröße beim Bitcoin auf 1 MB pro Block begrenzt war, konnten nicht ausreichend viele Transaktionen in kurzer Zeit durchgeführt werden, als die Zahl der Nutzer stieg. Dies wurde von den Entwicklern des Bitcoins mit der Protokollerweiterung „SegWit“ zu lösen versucht. Bitcoin Cash ging einen anderen Weg und erweiterte mit dem Hard Fork die maximale Blockgröße auf 8 MB ohne SegWit dabei zu übernehmen.

So spaltete sich am 1. August 2017 der Bitcoin Cash vom Bitcoin ab.Bis zum 478.558. Block sind die Blockchains der beiden Kryptowährungen identisch, danach wurde der Fork durchgeführt, so dass die folgenden Blöcke sich nun unterscheiden.

Wer zum Zeitpunkt des Forks Bitcoins besaß, erhielt somit automatisch den selben Betrag auch in Bitcoin Cash, denn bis zum letzten gemeinsamen Block glichen sich sämtliche Informationen. Diese Tatsache zeigt, wie wichtig es ist, selber über die kryptographischen Schlüssel zu seinen Coins zu verfügen. Nicht alle Anbieter, bei welchen die User Guthaben in Form von Bitcoin besaßen, schrieben automatisch auch Bitcoin Cash gut. Nur wer seine Bitcoins zum Zeitpunkt des Forks auf der eigenen Wallet verwaltete, konnte problemlos eine Wallet für Bitcoin Cash einrichten, dort seine kryptographischen Schlüssel hochladen und so auch über die neue Kryptowährung verfügen.

Das Beispiel „Bitcoin Cash“ ist kein Einzelfall. Viele neue Kryptowährungen entwickelten sich auf diese Weise, unter anderem auch Bitcoin Gold und Ethereum Classic, wobei es sich bei Ethereum Classic um die ursprüngliche Protokoll-Version von Ethereum handelt, während Ethereum die eigentliche Abspaltung darstellt.

Wer ist „die Mehrheit“ im Krypto-Netzwerk?

„Ein Fork ist dann erfolgreich, wenn die Veränderung von der Mehrheit der User akzeptiert wird.“ Genaugenommen ist diese Aussage nicht ganz korrekt, denn es geht bei der Mehrheit nicht um die absolute Anzahl der User, sondern um die von diesen erbrachte Rechenleistung. Durch die Berechnung neuer Blöcke können Transaktionen verarbeitet und an die Blockchain angehängt werden. Die hierfür erforderliche Rechenleistung wird von den sogenannten Minern zur Verfügung gestellt, welche für das Berechnen gültiger Hashwerte eine Vergütung in Form von neuen Coins der Kryptowährung erhalten.

Wer in leistungsstarke Hardware investiert und dem Netzwerk dadurch viel Leistung zur Verfügung stellt, hat somit auch mehr Macht bei der Entscheidung für oder gegen einen Fork. Dies ist prinzipiell gerecht und führt auch so lange nicht zu Problemen, wie die Rechenleistung auf eine ausreichend hohe Anzahl an Teilnehmern verteilt ist.

Es kann sich aber zum Problem entwickeln, wenn einzelne Mining-Pools oder Betreiber von Mining-Anlagen irgendwann so viel Rechenleistung aufbringen, dass damit alleine in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen. Daher wird es von der Community kritisch betrachtet, wenn die Leistung zu stark auf einzelne Teilnehmer gebündelt wird. Hier müssen dann entsprechende Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um die Unabhängigkeit der Kryptowährung sicherzustellen.

Fazit: Bei einem Hard Fork wird das ursprüngliche Protokoll verändert

Ein Hard Fork ist eine Veränderung der Software, mit welcher neue Blöcke für die Blockchain erstellt werden. Die mit dem neuen Protokoll erstellten Blöcke erweisen sich aber nur dann als gültig, wenn sie von der Mehrheit der Teilnehmer anerkannt werden. Somit kann ein Hard Fork nur durchgeführt werden, wenn er von den Usern auch akzeptiert wird. Ein eigenständiger Hard Fork durch Entwickler ist dagegen nicht möglich.

Unter Umständen kann es dazu kommen, dass neben der neuen Version auch die alte Version weiterhin existiert, so dass nun zwei Kryptowährungen entstanden sind. Dies ist in der Vergangenheit bereits mehrfach vorgekommen und wird wahrscheinlich auch in Zukunft erneut geschehen. Ob sich eine Kryptowährung langfristig durchsetzt, hängt immer von ihrer Akzeptanz bei den Usern ab.

Veröffentlicht am: 21.09.2018

AJG